Ein Schatz für die Gemeinde
Alleine wohnende, zumeist verwitwete Seniorinnen und Senioren in allzu großen Häusern sind auch in Kohlberg häufiger zu finden – so berichtete Pfarrer Harald Geyer bei der Mitgliederversammlung des Vereins für Familien-, Kranken-, und Altenhilfe Kohlberg. Was ein alternatives Modell für sie, aber auch für junge Familien sein könnte, zeigte der Vortrag von Michael Giehrl zum Thema: “Vernetztes Wohnen im dörflichen Bereich im Blick auf den demografischen Wandel“. Giehrl ist Hauptinitiator des Metzinger Mehrgenerationenhauses.
Das Projekt mit dem Namen „Wohntraum Sannental“ befindet sich aktuell auf der Zielgeraden; in acht Wochen sollen die 31 Wohnungen bezugsfertig sein. Giehrl beschrieb, wie 2010 aus dem, in einem Zukunftsteam“ Metzinger Bürger entstandenen Wohntraum, dieses generationenübergreifende Modell geboren wurde und welche Schritte seit dem bis zum (fast) fertigen Wohnraum nötig waren.
Voller Begeisterung berichtete der pensionierte Dettinger Grundschulrektor von den Zielen: alternatives, kinderfreundliches Leben über vier Generationen hinweg ohne Gewinnabsichten, dafür mit nachhaltiger und alternativer Energieversorgung. Die Gemeinschaft soll unter Wahrung der individuellen Eigenständigkeit gelebt werden. Das Mehrgenerationenhaus, so der Wille der Initiatoren, soll zum lebendigen Treffpunkt der ganzen Metzinger Bevölkerung werden. Dafür sorgt beispielsweise die, in einer der Wohnungen geplante Tagesmüttergruppe. Der großzügige Gemeinschaftsraum mit eigener Küche und Terrasse soll auch für Außenstehende zur Verfügung stehen. Und der große Garten mit Spielplatz, Grillstelle und Backhäusle soll so etwas wie der Dorfplatz für das ganze Quartier sein können.
Nach diesem Einblick in neue Formen des Zusammenlebens widmeten sich die Vereinsmitglieder den üblichen Themen einer Mitgliederversammlung. Der erste Vorsitzende, Pfarrer Harald Geyer, erinnerte daran, dass im nächsten Jahr das hundertjährige Vereinsjubiläum ansteht. Die Planung der Aktivitäten werde der Ausschuss in nächster Zukunft angehen. Auf jeden Fall werde es einen Festgottesdienst geben. Aber auch noch andere Veranstaltungen seien angedacht, kündigte Geyer an. Einstimmig wurden Pfarrer Harald Geyer als Vorsitzender und Bürgermeister Rainer Taigel als zweiter Vorsitzender gewählt. Es freute Geyer, dass auch der Ausschuss personell unverändert für die nächsten drei Jahre weiter im Amt bestätigt wurde – mit einer Ausnahme:
„Das ist ein epochaler Einschnitt für den Verein“, so Geyer. Nach 39 Jahren auf dem Posten des Rechners wird Hanspeter Sihler zum 31. August dieses Jahres sein Amt abgeben. Bereits vor drei Jahren, bei seiner letzten Wiederwahl, hatte Sihler angekündigt, nach dieser Wahlperiode ausscheiden zu wollen. Bis vor einigen Tagen hatte es so ausgesehen, als ob sich kein Nachfolger finden lasse, weshalb Sihler noch einmal bis Ende August kommissarisch verlängert hat. Doch kurz vor der Mitgliederversammlung hatte der zweite Vorsitzende, Kohlbergs Bürgermeister Rainer Taigel die erlösende Idee, wer Sihlers Nachfolge antreten könne: Eine junge Frau, die Geyer gut bekannt sei und die ihre Zustimmung signalisiert habe. „Doch bevor ich nicht selber mit ihr gesprochen habe, will ich noch keinen Namen nennen“, bat Geyer um Verständnis. Doch er und Sihler sind optimistisch, dass nun die Nachfolge gesichert sei. Für Sihler gab es zwei besondere Buchgeschenke und einen dicken Blumenstrauß für seine Frau Ute – schließlich musste sie ihn an den unzähligen Abenden entbehren, wenn er bis spät in die Nacht hinein an den Abrechnungen des Krankenpflegeverein saß. „Sein Können und seine unfassbare Verlässlichkeit werden uns fehlen“, bedauerte Geyer und kündigte zugleich an, dass die eigentliche Verabschiedung Sihlers erst im kommenden Jahr im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten stattfinden werde. Sihler legte der Mitgliederversammlung danach seinen letzten Rechnungsbericht vor. „Ich habe das Amt immer gerne ausgeübt, und das nicht nur, weil ich als gelernter Banker gerne mit Zahlen umgehe“, betonte er. Und so bescheinigten ihm auch in diesem Jahr die beiden Rechnungsprüferinnen eine einwandfreie Arbeit. Mit einem kurzen Bericht von der Diakoniestation Neuffener Tal informierte deren Geschäftsführer Jochen Schnizler die Versammlung. Insgesamt seien im vergangenen Jahr 457 Menschen von den 55 Diakonie-Mitarbeiterinnen in über 63 000 Hausbesuchen versorgt und beraten worden – das waren durchschnittlich 173 Einsätze pro Tag. Besonders wies Schnizler auf das Projekt „Pausenzeit“ hin. Dort werden pfl egende Angehörige dementer Menschen entlastet und unterstützt. Zum Schluss gab auch Daniela Bauer, die die Kontakt- und Anlaufstelle des Vereins führt, einen kurzen Rückblick aufs zurückliegende Jahr. Sie Zahl der Rat- und Hilfesuchenden habe sich bei rund 150 pro Jahr eingependelt. „Das sind nicht nur Mitglieder des Vereins“, wie Bauer betonte. Für eine Gemeinde wie Kohlberg sei es eine absolute Ausnahme, einen eigenen Pflegestützpunkt zu haben. Normalerweise gebe es so etwas nur in größeren Städten. Dass eine solche Stelle durch einen privaten Verein gestellt werde, sei einzigartig im Landkreis. „Das ist ein großer Schatz für Kohlberg und Kappishäusern.“